2006-11-30

Der HSV in der PSYCHO-Falle
- Geheimtraining vorm Abstiegs-Endspiel in Bochum

Die Saiten, die Thomas Doll zu Beginn der Woche aufgezogen hat, klingen mehr nach Metallica als nach Barry Manilow. Zuckerbrot ist out, die Peitsche knallt. Seine klare Ansage ans Team: Wer sich über einen Vereinswechsel Gedanken macht, der fliegt. "Egal wer es ist, der kann sofort seine Koffer packen", warnt Doll. Der Begriff "2. Liga" steht auf dem Index - vor dem Keller-Endspiel in Bochum sollen die Spieler sich von allem überflüssigen Ballast befreien und den im Abstiegskampf erfahrenen Gegner mit dessen eigenen Waffen schlagen. "Die werden rennen wie die Ochsen", prophezeit Piotr Trochowski, "und wir müssen noch mehr machen." Die Spieler haben verstanden - und sind voll auf dem Kurs ihres Trainers.

Vor dem Psycho-Kick im Ruhrstadion ist jedes Mittel recht. Erlaubt ist, was Erfolg verspricht. Was ablenkt, ist verboten. "Ich sehe das genauso", sagt Torwart Stefan Wächter, "wer im Moment an was anderes denkt, der ist hier fehl am Platze." Um die gedankliche Einstimmung auf das Abstiegs-Finale im Westen zu unterstützen, setzte der Trainer gestern ein Geheimtraining an. Beim Test der Profi-Elf gegen die eigene A-Jugend mussten die Fans draußen bleiben. Das Spiel sollte Balsam für die Psyche sein, dabei helfen, Abläufe zu automatisieren. Die Partie (zwei Mal 25 Minuten) endete 3:1 für die Bundesliga-Truppe - na ja! Ljuboja (2) und Lauth trafen (Kastner gelang der Anschlusstreffer).

Doch auch beim Warmballern für Bochum gabs neuen Frust. Raphael Wicky hatte sich gerade seinen Platz im defensiven Mittelfeld zurückerobert. Jetzt fällt der Schweizer aus. Das Problem: natürlich die Wade! Schon nach wenigen Minuten räumte Wicky den Platz für Benny Feilhaber. Der stechende Schmerz in der linken Wade verheißt Schlechtes. Der 29-Jährige schlägt sich seit Jahren mit Problemen an "meiner Schwachstelle" (Wicky) herum. Abends musste er zur Kernspintomografie - Verdacht auf Faserriss.

Wicky wird beim Duell des Vorletzten (HSV) gegen den 16. fehlen. Der Kapitän ist an Bord - und will seinen HSV endlich aus der Psycho-Zone ballern. Van der Vaart: "Abstiegsplatz - da wollen wir nicht drüber reden. Das passt nicht zum HSV." Aber es ist bitterste Realität - das weiß auch der Holländer. Der Maestro betont: "Jedes Spiel ist ein Finale. Ich bin ein Mann, ich will aus der Scheiße wieder raus." Der Kapitän hat den Ton verstanden, den sein Trainer angeschlagen hat. Hoffentlich gilt das auch für seine Mitspieler.

Quelle: Mopo

2006-11-28

Rafael van der Vaart
Ich bin nicht Käpt’n van der Flucht

Rafael van der Vaart: Gegen Bayern mit Adduktorenproblemen ausgewechselt, konnte gestern wieder trainieren.

Riesen-Wirbel um HSV-Star Rafael van der Vaart (23).
Plant der Spielmacher (trotz Vertrag bis 2010) den Abflug? Im holländischen Magazin „Voetbal International“ wird er so zitiert:
„Ich will diese Saison so gut wie möglich zu Ende bringen. Dann sehen wir weiter.“

BILD hakte nach: Sind Sie Kapitän „van der Flucht“?

van der Vaart: „Nein! Die Fans müssen sich keine Sorgen machen, dass ich gehe. Wie das in der Zeitung dargestellt wurde, ist dramatisch. Ein Wechsel ist absolut kein Thema.“

BILD: Angeblich sollen Sie von Spanien träumen...

van der Vaart: „Es war immer mein Traum, für einen spanischen Klub zu spielen. Das habe ich schon vor Jahren gesagt.
Aber jetzt konzentriere ich mich nur auf den HSV. Ich will mit dem Verein noch viel Erfolg haben.“

BILD: Gibt es Angebote?

van der Vaart: „Es gibt keine Anfragen. Das ist überhaupt nicht mein Thema.“

BILD: Und wenn der HSV absteigt?

van der Vaart: „Natürlich will niemand in der 2. Liga spielen. Ich auch nicht. Aber das wird mit dem HSV auch nicht passieren.“

Quelle: Bild.de

2006-11-27

HSV Der Kapitän lobt Doll und lässt seine Zukunft offen
Van der Vaart nach Spanien?

"Mein Traum ist es, einmal dort zu spielen. Das weiß der HSV auch."
Er brachte den HSV in Führung und verlor am Ende trotzdem. Wie lange wird Rafael Van der Vaart Hamburg noch die Treue halten.

Er ist einer der letzten Hoffnungsträger beim HSV. Gegen Bayern München brillierte Rafael van der Vaart in seiner neuen Rolle als "Quarterback" vor der Abwehr. Er eroberte viele Bälle und gab dem Offensivspiel Impulse. Dem 23-Jährigen gefällt die Position: "Ich habe das schon früher mal gespielt und fühle mich dort wohl. Man kann das Spiel verteilen, außerdem sitzt dir nicht permanent ein Gegenspieler im Hintern."

Allerdings plagten den HSV-Kapitän vor der Pause (wie schon bei Arsenal London) Adduktorenprobleme und er meldete Thomas Doll: "Ich habe Schmerzen." Gemeinsam entschied man, dass er weiterspielen solle, so lange es eben geht. Nach Wiederanpfiff lief dann bei van der Vaart nur noch wenig zusammen, und knapp zehn Minuten vor dem Abpfiff gab der Niederländer das Zeichen zur Auswechselung - was die meisten Zuschauer nicht bemerkt hatten und Doll auspfiffen, als er Fillinger brachte.

Van der Vaart verschwand sofort in der Kabine und bekam deshalb nicht mit, wie negativ die Stimmung kurz vor und nach dem Abpfiff war. "Ich habe aber Verständnis für die Enttäuschung der Fans", sagte er. "Wir stehen auf einem Abstiegsplatz." Seine klare Forderung: "In den letzten drei Spielen müssen wir neun Punkte holen." Die sich massiv ausbreitende Angst vor dem Abstieg wischte er weg: "Abstieg? Nein, das kann nicht sein."

Dass sich van der Vaart dennoch Sorgen um seine eigene Karriere macht, wurde in einem Interview deutlich, das er jetzt dem niederländischen Fußballfachblatt "Voetbal international" aus Gouda gab. Dort sprach HSV-Kapitän Rafael van der Vaart offen über die Krise des HSV, sein Verhältnis zum Trainer, zum Klub und zur Stadt sowie über seine fußballerischen Perspektiven - und diese liegen nicht unbedingt in der Hansestadt.

"In Hamburg", erzählte der 23-Jährige, sage man, "dass zuerst der Bürgermeister kommt und dann der Kapitän des HSV". Man sehe ihn als großen Spieler, der es für sie machen solle. Van der Vaart: "Außerdem sitzt da ein Trainer, für den ich durchs Feuer gehe."

Er machte keinen Hehl daraus, dass der HSV in einer sehr schweren Situation steckt: "Der Verein ist in der Krise. Ich habe früher bei Ajax Amsterdam auch schwierige Situationen durchgemacht. Der große Unterschied ist, dass die Fans in Deutschland weiter hinter dem Verein stehen und der Trainer nicht so unter Druck gerät. Ich glaube nicht, dass er entlassen wird. Dann hat der Verein ein Problem mit den Fans, vielleicht auch mit den Spielern. Doll ist ein fantastischer, irre fanatischer Trainer."

Das Problem sei, dass man nicht so einfach die Krise abschütteln könne: "Die Bundesliga ist nicht berechenbar, weil die Leistungsstärke der Mannschaften zu dicht beieinander liegt. Es gibt hier keinen Klub wie in den Niederlanden den RBC Roosendaal, wo man mal eben 5:0 gewinnen kann."

Auf die Frage, ob er im Interesse seiner Karriere nicht schnellstens vom HSV weg müsse, antwortete Rafael van der Vaart: "Es ist immer noch mein Traum, einmal für einen spanischen Klub zu spielen. Das ist kein Geheimnis, beim HSV wissen sie das auch. Es ist vielleicht auch nicht gut, unten in der Bundesliga zu spielen, aber ich werde den HSV nicht so einfach verlassen. Dafür mag ich diesen Klub einfach zu gerne, fühle ich mich zu sehr dem Trainer verbunden. Ich will die Saison so gut wie möglich zu Ende bringen, dann sehen wir weiter."

Seine familiären Bande nach Spanien (die Großeltern kommen aus Chiclana) sind bekannt - wie auch seine Vertragssituation: Der Mittelfeldspieler steht bis 2010 unter Vertrag, könnte die Hamburger aber nach der Saison 2008/09 für eine fixierte Ablösesumme von 1,5 Millionen Euro verlassen.

Quelle: Abendblatt.de

2006-11-17

HSV erzielt 1,86 Millionen Euro Gewinn
Verein vermeldet Rekordumsatz von 104 Millionen Euro. Bis 2015 will man "auf Augenhöhe mit den Bayern" sein.


Wenn Bernd Hoffmann in diesen Wochen Anlass für schlechte Laune hat, so betrifft dies allein die sportliche Entwicklung - finanziell ist der Verein so gesund wie lange nicht. Wenn der HSV-Vorsitzende am 11. Dezember vor die Mitglieder tritt, kann er mit Stolz auf die Rekordzahlen des abgelaufenen Geschäftsjahres blicken.

Ohne die Millionen-Transfers von Daniel van Buyten und Khalid Boulahrouz, die ins laufende Geschäftsjahr fallen, stieg der Umsatz auf 103,9 Millionen Euro , der HSV e. V. erwirtschaftete zum dritten Mal in Folge ein positives Ergebnis (1,866 Millionen Euro). Die Zeiten, in denen der HSV bei der Deutschen Fußball-Liga monatlich Bericht erstatten musste, sind vorbei. Und das, obwohl der Vorstand in den vergangenen Jahren rund 50 Millionen Euro in Spielereinkäufe und 15 Millionen Euro in die Infrastruktur investiert hat.

"Wir sind solide aufgestellt", kommentiert Hoffmann die Zahlen eher zurückhaltend, obwohl in dieser Saison schon wieder neue Bestmarken erreicht werden. Durch die Teilnahme an der Champions League steigt der Umsatz 2006/07 auf voraussichtlich 120 Millionen Euro.
Was dem Klub bis zur Einstufung "gut" noch fehlt, ist die erhebliche Reduzierung des negativen Eigenkapitals, auch wenn dieses auf 20,3 Millionen Euro gesunken ist und in dieser Saison erneut verringert werden kann. Doch erst 2015 werden die Handlungsmöglichkeiten deutlich verbessert sein. In neun Jahren wird nämlich der Stadionkredit (aktuell: 61,2 Millionen Euro) bis auf 15 Millionen Euro abbezahlt sein, außerdem läuft dann der Vermarktervertrag mit Sportfive aus. "Spätestens dann wollen wir wirtschaftlich auf Augenhöhe mit Bayern München sein", lautet Hoffmanns Zielsetzung.

Aber auch kurzfristig sieht der HSV-Vorsitzende erhebliches Einnahmepotenzial: Zum Beispiel beim Groß-Sponsoring, dem "Hamburger Weg", dem Merchandising (auf 430 Quadratmeter entsteht der größte "Store" der Liga) und nicht zuletzt dem VIP-Bereich, der zur Rückrunde auf 4200 Plätze ausgebaut wird. Erfreulich ist auch die Entwicklung beim HSV-Museum, das derzeit umgebaut wird. In den letzten vier Monaten wurden dort Zuwachsraten von 35 Prozent verzeichnet.

Finanziell hat der sportliche Misserfolg noch keine Konsequenzen. "Wir können diese Mannschaft problemlos auch nächste Saison finanzieren", sagt Hoffmann. Zwar ist der Kader mit kalkulierten 34 Millionen Euro Personalkosten so teuer wie nie, doch Finanzchef Cay Dingwort spart in dieser Serie Prämien in Millionenhöhe. Die Einsatzprämien der Spieler werden in der Regel nur fällig, wenn das Team punktet. Die Faustrechnung: Pro Punkt muss der Klub etwa 100 000 Euro an die Mannschaft ausschütten.

Quelle: Abendblatt.de

2006-11-14

Hoffmann erhöht den Druck - auch auf Doll

Die Hoffnung, heißt es, stirbt zuletzt. Also hoffen sie weiter in Hamburg. Auf die Wende mit Thomas Doll. Aber was gibt eigentlich noch Anlass zur Hoffnung seit Samstag, seit einer Vorstellung, die deutlich machte, dass nicht mal eine zufällige Führung gegen einen ebenfalls verunsicherten Gegner mehr zum Sieg reicht? Vielleicht, dass der nächste Gegner Mainz in einer ähnlich ausweglosen Situation steckt. Und sonst?

Am Samstag hatte rein gar nichts mehr Hoffnung gemacht, hatte auch Klubboss Bernd Hoffmann angeschlagen wie nie zuvor gewirkt, mit brüchiger Stimme von einer "massiven Enttäuschung" gesprochen. Am gestrigen Sonntag hatte er seine Stimme wieder. Und legte die vermutlich letzte Patrone der Verantwortlichen in den Lauf, nachdem Ton- und Personalwechsel des Trainers bislang jede Wirkung verfehlt hatten. Der Boss erhöht den Druck. Und zwar auf alle. "Ich will schwer hoffen, dass alle begriffen haben, dass es eine hammerharte Zeit wird bis Weihnachten. Dessen muss sich jeder bewusst sein. Das schließt auch den Trainer mit ein."

Eine Brandrede vor der Mannschaft lehnt Hoffmann ab und nimmt die sportlichen Verantwortungsträger in die Pflicht: "Dafür haben wir Trainer und Sportchef. Sie müssen dem Team kommende Woche hammerhart vermitteln, wo der Hammer hängt. Aktuell stecken wir im Abstiegskampf. Das wird vom Schönreden nicht besser. Teile der Mannschaft hatten das gegen Gladbach nicht begriffen, das muss man feststellen. Anders ist das mangelnde Engagement bei einigen nicht zu erklären." Sätze, mit denen Hoffmann eine andere Position als Doll einnimmt. Der hatte zwar eingestanden, "dass es nur darum geht, erstmal unten rauszukommen, aber wir sollten jetzt auch nicht mit dem großen Zittern anfangen." Hoffmann widerspricht Doll auch in einem weiteren Punkt: "Es braucht keiner mehr erzählen, welche Qualität der Kader hat." Der Coach dagegen versichert:"Ich denke nicht, dass wir ein Qualitätsproblem haben."

Bilanz im Winter
Hoffmanns Klartext - ein erstes Abrücken von Doll und Beiersdorfer oder nur der letzte Versuch, vor Mainz über die Öffentlichkeit den Druck zu erhöhen? Tatsächlich sieht der Vorstand derzeit keine Alternative zu Doll und will im Winter Bilanz ziehen. Die Hamburger Überzeugung: Ein neuer Mann löst die bestehenden akuten Probleme nicht. Aber: Doll löst sie bislang auch nicht. Nicht mal durch die am Freitag erfolgte Ansage an das Team, er werde bleiben, "weil wenn ich einmal ja sage, dann steht das."
Die Spieler nehmen Dolls Bekenntnis erfreut zur Kenntnis, stärken ihm verbal den Rücken. Auf dem Platz indes lassen sie ihn im Stich. Seit Monaten. Nur ein Sieg aus 19 Pflichtspielen - Zahlen, die wenig Platz für Hoffnung lassen.

Quelle: Kicker.de

2006-11-13

Ritt auf der Rasierklinge
Sogar die Kranken müssen ran / Atouba »Ich bin bei 50 Prozent«

Die Verletzungsserie nimmt beängstigende Ausmaße an. Und sie zwingt Thomas Doll zu einem Ritt auf der Rasierklinge. Die angespannte Personallage machts nötig: Auch gegen Gladbach musste der Coach auf Spieler zurückgreifen, die sich bei weitem nicht in einem konkurrenzfähigen Zustand befinden.

Boubacar Sanogo leidet an einer hartnäckigen Infektion auf dem rechten Spann, konnte zwischen dem Auswärtskick in Stuttgart und der Partie gegen Gladbach nicht trainieren. Piotr Trochowski plagt sich seit dem Heimspiel gegen Porto (1.11.) mit starken Achillessehnenbeschwerden herum, Fillinger und Feilhaber hatten nach der Partie in Stuttgart mit Prellungen zu kämpfen. Den größten Nachholbedarf hat allerdings Thimothee Atouba. "Der braucht Trainingseinheiten", sagt Thomas Doll, "es sieht doch jeder, dass der nicht richtig fit ist". Er spielt trotzdem und es ist nicht absehbar, dass der Linksverteidiger in einen geregelten Trainingsbetrieb einsteigen kann. Auch gestern hatte er wieder Schmerzen im Schambeinbereich, musste sich mit einer Einheit auf dem Ergometer begnügen. "Ich bin bei 50 Prozent", berichtet Atouba, "aber es müssen eben Leute ran, die sich noch nicht regeneriert haben".

Wurschteln bis zur Winterpause - so lautet das Motto beim HSV. Doch die Annahme, dass de Jong (Knie-OP), Demel (Oberschenkel-OP) und Kompany (Achillessehnen-OP) zur Rückrunde startklar sind, ist auf brüchigem Eis gebaut. Keiner weiß, ob die Heilung ohne Komplikationen verläuft. Juan Pablo Sorin (Faserriss Oberschenkel) hofft, gegen die Bayern (25.11.) wieder fit zu sein, mit Guerrero ist vor Mitte Dezember nicht zu rechnen. Die Personaldecke bleibt dünn - und nach dem Gesetz der derzeitigen Negativ-Serie muss Doll auch in den kommenden Partien mit weiteren Blessuren rechnen.

Zitat:»Wenn bei uns einer in den Boden haut, ist das immer gleich ein Riss«Thomas Doll

2006-11-10

Nur Ge-doll-d!

Geduld ist eine Tugend. Als geduldig erweist sich, wer bereit ist, mit ungestillten Sehnsüchten und unerfüllten Wünschen zu leben oder diese zeitweilig bewusst zurückzustellen.

Wenn man dieser Definition aus dem Lexikon Glauben schenken möchte, dann müsste auf Hamburgs Straßen derzeit eine ganze Schar von Geduldigen unterwegs sein - den Autor dieser Zeilen eingeschlossen. Denn die Sehnsucht nach Erfolgen des HSV in der Champions League oder in der Bundesliga bleibt - und sie bleibt weiter ungestillt. Und trotzdem: Bei der morgigen Partie gegen Gladbach werden wieder rund 50 000 HSV-Anhänger in die AOL- Arena pilgern. Geduld ist eben eine Tugend.

Anführer der Geduldigen-Truppe ist und bleibt Trainer Thomas Doll. Was hat er nicht alles versucht: loben, schimpfen, streicheln, leugnen, beschwören. Allein gebracht hat es nichts. Doch geduldig ist eben auch, wer Schwierigkeiten und Leiden mit Gelassenheit und Standhaftigkeit erträgt. Das hat uns schon die Bibel gelehrt.

"Es ist ein köstlich Ding, geduldig zu sein", heißt es etwa im Klagelied Jeremias. Und obwohl Doll kein Heiliger ist (oder etwa doch?), so bleibt er für Hamburgs Fans und Medien weiterhin so unantastbar wie die "Tagesschau" um 20 Uhr. Das eigentliche Wunder aber ist, dass bislang sogar der HSV-Vorstand gelassen und standhaft geblieben ist.

Dabei war es in den vergangenen Wochen wirklich nicht einfach, sich in Geduld zu üben. Besonders nicht, wenn man in Hamburg auf St. Pauli wohnt und sonnabends gegen 17.20 Uhr von seinen schadenfrohen Nachbarn nach dem - schon vorher bekannten - Endergebnis gefragt wird.

Doch allen Spöttern, Pauli- und Werder-Fans sollte eines klar sein: Die Hoffnung, unzertrennbar verbunden mit der Geduld, stirbt zuletzt. Irgendwann werden sogar die glücklosen Stürmer Sanogo, Guerrero oder Ljuboja (na gut, der wohl doch nicht) das Tor wieder treffen. Und wenn das passiert, dann wird auch Torhüter Wächter seinem Namen alle Ehre machen, Herr Feilhaber wird keine Bälle mehr im Mittelfeld verlieren, und vielleicht zirkelt Flügelflitzer Mahdavikia ja sogar mal wieder eine Flanke vors Tor.

Alles wird gut, nur Ge-doll-d!

Quelle: Abendblatt

Jetzt weht ein anderer Wind
Trainer droht den Etablierten / Zittern um Sanogo

Der Trainer weicht aus: "Nun lasst mich doch mal raus. Die Frage stellt sich überhaupt nicht, weil ich davon ausgehe, dass wir gewinnen." Und bei einer Pleite? Doll lässt offen, ob er dann die Brocken hinwirft. Er hofft auf die nächste Zündstufe der "Operation Kehrtwende". In Wolfsburg und Stuttgart tat das Team zarte Schritte in die richtige Richtung. Das entscheidende Element fehlt - die Tore. Die Stürmer sind gefragt, und denen macht Doll jetzt richtig Dampf.

Erst die Harmlosigkeit im Angriff ließ die Rufe nach Sergej Barbarez wieder laut werden. Seit drei Spielen steht vorne die Null - mangelhaft. "Ich will im vorderen Bereich den absoluten Willen und den Biss sehen, Tore zu machen und Freistöße rauszuholen", sagt Doll. Der Coach überlegt sogar, mit drei Spitzen gegen die Gladbacher-Auswärtsschießbude (schon elf Gegentreffer) anzutreten.

Und er macht den Etablierten Druck. Sanogo, Ljuboja, Guerrero und Lauth erhielten in dieser Saison ihre Chancen in der Startelf. Besart Berisha muss bislang darauf warten. Der Albaner beweist jedoch bei jeder seiner Einwechslungen, dass er weiß, wo er zu stehen hat. Bislang vergab er seine Einschusschancen mal unglücklich, mal überhastet - auch, weil er stets nur wenige Minuten hat, um sich zu zeigen. Doll: "Besart hat viel Herz und ist da, wos brennt."Ob Sanogo helfen kann, das notwendige Feuer zu entfachen, stellt sich heute heraus. Bouba hat eine Entzündung am Spann. Wer trifft, ist Doll allerdings egal. Für ihn zählt nur, dass sich die entscheidende Frage auch nach dem Spiel nicht stellt.

2006-11-09

Doll bleibt - bis Weihnachten ...

Hoffmann »Ruhe im Karton« / Gladbach soll büßen

Diesmal war es anders. In den letzten Wochen waren die Gesichtsausdrücke von Spielern und Trainer häufig so leer wie die Hände, mit denen sie die Arenen verließen. Auch aus Stuttgart brachte die Mannschaft nichts mit nach Hamburg - außer einer Menge Mut. Denn das Spiel beim Tabellenzweiten hat eines ganz deutlich gezeigt: Diese Mannschaft lebt. Sie hat ihren Kampfgeist nicht verloren - genau wie der Trainer.

Die Spieler wollen Doll, aber auch sie fragen sich, ob ihn der Frust nicht früher oder später in die Aufgabe treiben könnte. Kann er seine Spieler beruhigen? Doll antwortet, ohne eine Sekunde zu zögern: "Ein ganz klares Ja." Die Haltung des Trainers ist unmissverständlich. Und doch steht sie gegen Gladbach am Sonnabend mehr denn je auf dem Prüfstand. Ein Sieg in elf Spielen, seit drei Spielen kein Torerfolg! Der HSV hängt tief im Abstiegsschlamassel - und jetzt kommen Heynckes und sein Team, die "Auswärts-Deppen" (selbstironische Formulierung der Fohlen-Fans). Seit dem Wiederaufstieg 2001 gewann Gladbach nur neun von 89 Partien in der Fremde, diese Saison noch gar keins. Das soll in Hamburg so bleiben. "Die hauen wir weg, verspricht David Jarolim, "danach starten wir eine Serie."

Die Theorie muss ganz dringend in die Praxis umgesetzt werden, damit die viel- und gegenseitig formulierten Treueschwüre auch weiterhin standhalten. "Wir haben nichts anderes besprochen, als dass es weitergeht", sagt Dietmar Beiersdorfer. Auch Bernd Hoffmann ist wild entschlossen, den Gesetzen des Marktes zu trotzen. Der Klubboss: "Bis Weihnachten ist Ruhe im Karton." Dasselbe gilt in eindeutiger Mehrheit auch für den Aufsichtsrat.Er sei klar im Kopf, betont Thomas Doll stets. Und er hat beobachtet, dass das auch für seine Spieler gilt. Der Coach: "Es ist kein mentales Problem, sonst tritt man als 15. nicht so beim Tabellenzweiten an. Da war wieder Leichtigkeit in den Aktionen." Das hochverdiente Pünktchen Hoffnung blieb ihnen dennoch verwehrt - die "Auswärts-Deppen" sollens am Sonnabend büßen.

Wir wollen Barbarez zurück!

Im Sturm steckt der Wurm / Sergej ist bei Bayer nicht glücklich / Das Team vermisst seinen Leitwolf / Springen die Bosse über ihren Schatten?


Am schlimmsten sind Scheidungen immer für die Kinder, sagt man. Die Trennung, die sich im vergangenen Sommer beim HSV vollzogen hat, verbitterte eine ganze Mannschaft. "Papa" Barbarez (35) musste die Familie verlassen und war todtraurig - wie seine "Kids", die Mitspieler. David Jarolim spricht nun als erster offen aus, was im Team viele denken. Sie wollen ihn zurück. Jaro: "Seine Effektivität fehlt uns sehr. Daran gibt es keinen Zweifel. Aber ich weiß nicht, ob das machbar wäre."

An ihm richteten sie sich auf, zu ihm blickten sie Hilfe suchend, wenn das Spiel nicht lief: "Sergej, tu was!" Jetzt suchen sie Barbarez (war letzte Saison an mehr als 40 Prozent der 53 HSV-Tore beteiligt) vergebens, er tröstete sich mit einer Geliebten: Bayer Leverkusen. Doch die Beziehung kriselt bereits - Zank, Streit, verletzte Gefühle. Der Bosnier macht den Eindruck, dass er sich zu seiner wahren Liebe zurücksehnt. Bei Bayer hat er Ärger mit den Fans - sie wissen schließlich nicht, dass man seine Launen mit dem Wissen ertragen muss, dass man sooooo viel zurückbekommt.

Gewiss, es wäre ein schwieriger Sprung über den eigenen Schatten, den die HSV-Verantwortlichen da wagen müssten. Aber auch die kategorische Ablehnung von Neuverpflichtungen im Winter wird langsam aufgeweicht. "Es ist jetzt viel zu früh, sich darüber Gedanken zu machen", sagt Dietmar Beiersdorfer. Die erste Kehrtwende wird vorbereitet, warum nicht gleich den zweiten Schritt zurück tun - und die Barbarez-Frage überdenken. Das halte er für ausgeschlossen, betonte der Sportchef unlängst - das Motto im Vorstand: Kreuze niemals deinen eigenen Weg.

Doch der Weg des HSV hat sich vor allem, was die Durchschlagskraft in der Offensive anbelangt, als außerordentlich steinig erwiesen. "Da müssen wir zulegen", räumt Beiersdorfer ein, "wir kommen über Ansätze nicht hinaus." Auch Doll beschönigt nichts. "Um den Strafraum herum passiert zu wenig. Da müssen wir sehr selbstkritisch sein." Ein gutes Stichwort - der Trainer und der Sportchef glaubten, auf Barbarez verzichten zu können. Eine Fehleinschätzung - die zu korrigieren Mut erfordert, aber nicht zwingend einen Gesichtsverlust bedeutet. An Klubboss Hoffmann würde der Plan nicht scheitern - eine finanzielle Einigung vorausgesetzt. Doll und Barbarez haben sich längst ausgesöhnt - Fragen kostet nichts! Und manchmal ist auch eine alte Liebe wie ein neues Leben.

David Jarolim grätscht Hitzlsperger ab, setzt Zeichen für die Mannschaft. Der Tscheche sagt: "Ich habe von Sergej viel gelernt." Er ist nicht der Einzige, der Barbarez vermisst

Quelle: Mopo

2006-11-07

Erste Gerüchte um Daum

Daums letzter Bundesliga-Klub war bis Oktober 2000 Bayer Leverkusen. Jetzt will er wieder zurück

Die Schicksals-Woche des HSV (nur ein Sieg in den letzten 17 Spielen). Heute in Stuttgart (LIVE bei Bild.T-Online ab 20 Uhr), Samstag gegen Gladbach. Gibt’s die nächsten beiden Pleiten, bricht Hamburg wohl total zusammen.

Alles hängt jetzt an Thomas Doll (40).
Er sagt zum Stuttgart-Spiel: „Flutlicht, 20 Uhr, volles Haus, keiner glaubt an dich – etwas Besseres gibt es nicht, um eine Trotzreaktion zu zeigen.“
Doch klar scheint auch: Gibt’s in den nächsten fünf Tagen nicht die Wende, schmeißt Doll (Vertrag bis 2008) wohl von sich aus hin.

In Hamburg kursieren bereits erste Gerüchte über einen Doll-Nachfolger:
Christoph Daum (53), zuletzt bei Fenerbahce Istanbul, gilt bei einigen im Aufsichtsrat als heißer Kandidat. Daum liegt allerdings gerade flach, hat sich auf einer Brasilien-Reise mit einem Virus infiziert. Er hat hohes Fieber, kann kaum sprechen.

Im Vorstand will man von Diskussionen über Daum nichts wissen. „Es ist kein Thema, etwas zu verändern. Wir stehen weiter zusammen“, sagt Sportchef Dietmar Beiersdorfer.
Fraglich allerdings, ob sich Beiersdorfer und Vorsitzender Bernd Hoffmann selbst im Amt halten können, wenn die Talfahrt so weitergeht.

Zwei Pleiten diese Woche könnten auch für sie das Ende bedeuten. Dann stünde der HSV ohne Trainer und ohne Führung da. Ein starker Mann müsste her – wie Daum.

Quelle: Bild

Kompany fällt vier Monate aus - Lauth vor dem Aus

Es gibt momentan keinen Tag ohne neue Hiobsbotschaft für Thomas Doll. Vor der Partie gegen den VfB Stuttgart erfuhr der gebeutelte HSV-Trainer, dass Abwehrchef Vincent Kompany nun doch an der entzündeten Achillessehne operiert werden muss. Pause: vier Monate. Der Belgier fehlt bis Februar. Zudem musste Thimothée Atouba sein Mitwirken gegen den VfB absagen - Adduktorenprobleme. Für ihn rückt Mario Fillinger auf die linke, Mehdi Mahdavikia auf die rechte Abwehrseite.

Umstellungen wird es auch im Angriff geben. Nachdem Paolo Guerrero und Benjamin Lauth in Wolfsburg von Beginn an stürmten, strich Doll gestern den seit nunmehr zweieinhalb Jahren enttäuschenden Lauth aus dem Kader. Stattdessen sollen Boubacar Sanogo und Danijel Ljuboja - bei seinem alten Arbeitgeber - angreifen.

Für Lauth das Aus trotz Vertrages bis 2008. Ein erstes Perspektivgespräch zwischen Spieler und Verein gab es bereits. Das nächste, das noch vor der Winterpause stattfinden soll, wird sich wohl nur noch darum drehen, wie die Trennung vorzeitig vollzogen werden kann.

Quelle: Abendblatt