Der HSV in der PSYCHO-Falle
- Geheimtraining vorm Abstiegs-Endspiel in Bochum
Die Saiten, die Thomas Doll zu Beginn der Woche aufgezogen hat, klingen mehr nach Metallica als nach Barry Manilow. Zuckerbrot ist out, die Peitsche knallt. Seine klare Ansage ans Team: Wer sich über einen Vereinswechsel Gedanken macht, der fliegt. "Egal wer es ist, der kann sofort seine Koffer packen", warnt Doll. Der Begriff "2. Liga" steht auf dem Index - vor dem Keller-Endspiel in Bochum sollen die Spieler sich von allem überflüssigen Ballast befreien und den im Abstiegskampf erfahrenen Gegner mit dessen eigenen Waffen schlagen. "Die werden rennen wie die Ochsen", prophezeit Piotr Trochowski, "und wir müssen noch mehr machen." Die Spieler haben verstanden - und sind voll auf dem Kurs ihres Trainers.
Vor dem Psycho-Kick im Ruhrstadion ist jedes Mittel recht. Erlaubt ist, was Erfolg verspricht. Was ablenkt, ist verboten. "Ich sehe das genauso", sagt Torwart Stefan Wächter, "wer im Moment an was anderes denkt, der ist hier fehl am Platze." Um die gedankliche Einstimmung auf das Abstiegs-Finale im Westen zu unterstützen, setzte der Trainer gestern ein Geheimtraining an. Beim Test der Profi-Elf gegen die eigene A-Jugend mussten die Fans draußen bleiben. Das Spiel sollte Balsam für die Psyche sein, dabei helfen, Abläufe zu automatisieren. Die Partie (zwei Mal 25 Minuten) endete 3:1 für die Bundesliga-Truppe - na ja! Ljuboja (2) und Lauth trafen (Kastner gelang der Anschlusstreffer).
Doch auch beim Warmballern für Bochum gabs neuen Frust. Raphael Wicky hatte sich gerade seinen Platz im defensiven Mittelfeld zurückerobert. Jetzt fällt der Schweizer aus. Das Problem: natürlich die Wade! Schon nach wenigen Minuten räumte Wicky den Platz für Benny Feilhaber. Der stechende Schmerz in der linken Wade verheißt Schlechtes. Der 29-Jährige schlägt sich seit Jahren mit Problemen an "meiner Schwachstelle" (Wicky) herum. Abends musste er zur Kernspintomografie - Verdacht auf Faserriss.
Wicky wird beim Duell des Vorletzten (HSV) gegen den 16. fehlen. Der Kapitän ist an Bord - und will seinen HSV endlich aus der Psycho-Zone ballern. Van der Vaart: "Abstiegsplatz - da wollen wir nicht drüber reden. Das passt nicht zum HSV." Aber es ist bitterste Realität - das weiß auch der Holländer. Der Maestro betont: "Jedes Spiel ist ein Finale. Ich bin ein Mann, ich will aus der Scheiße wieder raus." Der Kapitän hat den Ton verstanden, den sein Trainer angeschlagen hat. Hoffentlich gilt das auch für seine Mitspieler.
Quelle: Mopo