Fillinger auf dem Weg vom Talent zur festen GrößeDer Jungprofi des HSV überzeugt bei seinem 45-Minuten-Einsatz in Frankfurt. Trainer Doll lobt: "Gutes Tempo, sehr guter Schuss"
Es war Halbzeit in der Commerzbank-Arena in Frankfurt, und der HSV war - wie so oft in der laufenden Saison - in Not. Mit 0:1 lagen die Hamburger gegen die Eintracht zurück, als Reha-Trainer Markus Günther Mario Fillinger informierte, dass er mit Beginn der zweiten Halbzeit Nigel de Jong auf der rechten Abwehrseite ersetzen wird. "Ich habe - wie immer - darauf gehofft, zum Einsatz zu kommen. Als mir Markus Bescheid gab, habe ich mich einfach gefreut", sagt Fillinger rückblickend. Er löste seine Aufgabe nicht nur zur Zufriedenheit, sondern konnte bei seinen schnellen Vorstößen auch offensiv Akzente setzen.
Vor gut einem Jahr kam der 21-Jährige vom Chemnitzer FC nach Hamburg und empfahl sich im Regionalliga-Team von Trainer Karsten Bäron mit seiner dynamischen Spielweise und schnellen Handlungsschnelligkeit für höhere Aufgaben. Schon in der vergangenen Saison war er mit acht Treffern bester Torschütze im Team Bärons. Auch in der aktuellen Spielzeit gelangen dem Mittelfeldspieler in der Regionalliga schon vier Tore in nur vier Spielen. Eine gute Ausbeute, die auch Cheftrainer Thomas Doll nicht verborgen blieb. "Mario ist ruhig vor dem Tor, hat einen sehr guten Schuss und ein gutes Tempo in seinen Aktionen", sagt Doll. Auf Grund seiner Schnelligkeit ist er prädestiniert für die Außenpositionen. "Am wohlsten fühle ich mich im Mittelfeld auf den Seiten, egal ob links oder rechts. Aber im Endeffekt ist es wichtig, dass ich zu Einsätzen gelange, wo ist sekundär", sagt Fillinger, der hofft, sich beim HSV durchzusetzen.
"Auch bei Fille ist es so, wie bei allen schnellen Spielern: Er muss noch die Balance zwischen Tempo und Ruhe finden. Aber er ist auf einem guten Weg", sagt Doll. Für Abiturient Fillinger, der in Eidelstedt wohnt, kommt die Länderspielpause ungelegen. "Für mich wäre es besser gewesen, wenn gleich ein nächstes Spiel bevorstehen würde", gibt er zu. Mit dem Einsatz in Frankfurt hat nicht nur er selbst ein Zeichen gesetzt. Auch Trainer Doll machte mit der frühen Einwechslung Fillingers deutlich, wie unzufrieden er mit der Leistung gestandener Spieler war. Nach Alexander Laas, der von Beginn an spielte, schenkte der Trainer einem zweiten jungen Akteur das Vertrauen. Beide erfüllten die Erwartungen des Trainers. "Das war schon sehr ordentlich, das passte", sagt Doll.
Von den fußballerischen Fähigkeiten her bringt Fillinger einiges mit, was ein Bundesliga-Spieler heute vorweisen muss. Die psychische Robustheit und den Charakter, der auf großer Bühne nötig ist, um konstant gute Leistung abzuliefern, will er sich bei älteren Spielern abgucken. "Bastian Reinhardt ist für mich ein Vorbild. Er weiß, wo es langgeht, hat Erfahrung und bringt sie geschickt ein."In diesen Tagen wird der Kader auch von anderen jungen Akteuren aufgefüllt, da viele Profis mit ihren Nationalteams unterwegs sind. Für Doll ist dies immer wieder ein Schritt zurück in die Vergangenheit. "Ich werde an meine Zeit als Trainer der Amateure erinnert", sagt er schmunzelnd.
Quelle: die Welt